Der Mann hinter Picard: Alex „fucking“ Kurtzman ein Asozialer?

Da fuck, möchte man fast rufen. Alex Kurtzman, der Produzent hinter Star Trek: Picard und Discovery (STD), scheint recht vulgär zu sein. Stimmt nicht? Dann schaut euch mal sein Script zum 2009er Star Trek-Reboot an. Da staunt sogar Frau Ritter …

Drehbuchschreiber müssen keine Literaten sein. Wozu auch? Sie machen ja kein Kopfkino. Natürlich müssen die Dialoge stimmen (und die Handlung sollte auch schon irgendwie Sinn ergeben), aber ich brauche keinen Erzähler, der etwas als scharlachrot etikettiert, schattenhafte Umrisse beschreibt oder sich vor Agonie krümmende Figuren. Man sieht den Scheiß ja auf der verschissenen Leinwand.

Okay, das war jetzt primitiv. Ich wollte euch nur mal veranschaulichen, wie Alex Kurtzman laut diesem Uraltleak seine Drehbücher schreibt. Entscheidend sind die Teile, die man als Zuschauer später nicht sieht. Auf Youtube hat jemand sein Script zum 2009er Star Trek-Reboot zerpflückt und genau diese Teile ins Rampenlicht gestellt. Auch die PC Games berichtet.

A fucking face in a fucking starship

Wenn ein klingonischer Schlachtkreuzer durchs Bild fliegt, dann stehen da nicht etwa Hinweise, um welche Schiffsklasse es sich handelt, ob wir im Hintergrund einen Nebel erblicken oder aus welcher Perspektive man das Schauspiel beobachten darf. Und wir erfahren auch nichts über die Reaktionen der Crew, die es angesichts der folgenschweren Sichtung die Sprache verschlagen haben könnte. Nein. Es erscheint ein fucking Klingonenkreuzer. Und die fucking Enterprise. Und wenn die Romulaner auf den Schirm kommen, dann fällt man auch nicht aus allen Wolken. A fucking Face bringt für Kurtzman die Stimmung auf den Punkt. Fuck, Fuck und noch mal Fuck.

Es besteht ein Unterschied zwischen blumiger und bildhafter Sprache. Ich bin da gar kein Biedermann. Wenn mir etwas Verdruss bereitet, fluche ich. Als mich neulich jemand absichtlich zu schubsen versuchte, um seine Kumpels zu beeindrucken, habe ich ihn selbstredend beschimpft. Auf dem Bau gehört derbe Sprache sogar zum guten Ton. Aber in professionellen Texten hat das nach meinem Dafürhalten nichts zu suchen. Von spezifischen Dialogen mal abgesehen. Jemand, der sich in Szenenbeschreibungen ordinär statt beschreibend ausdrückt, kann es offenkundig nicht besser. Schlimm genug, dass so einer zur schreibenden Zunft zählt. Seit 2009 ist diese Person auch noch federführend für Star Trek verantwortlich – einem Franchise um eine weiterentwickelte Menschheit.

Showrunner Kurtzman: Kam da auch mal was Gutes?

Elf Jahre darf dieser Kurtzman Star Trek jetzt schon gegen die Wand fahren. Genauso lange hegen Trekkies den Verdacht, dass mit ihrem Alex irgendwas nicht stimmen kann. Der Mann hat schließlich so glorreiche Drehbücher wie die zu den Transformers-Filmen verbrochen und auch bei besseren Vorlagen nicht einmal abgeliefert. Seine ersten Sporen verdiente er sich damals bei so legendären Serien wie Xena und Herkules. Das 2009 noch zusammen mit dem geschassten Roberto Orci abgesonderte Drehbuch belegt es schwarz auf weiß: Selbst wenn Kurtzman es besser wollte, könnte er es nicht.

Kurtzman befindet sich dabei in bester Gesellschaft. Nehmen wir nur mal Michael Chabon, der zusammen mit Kurtzman bei Star Trek: Picard das Sagen hatte. Der erklärt in Interviews frei heraus, wie unrealtisch er Star Trek eigentlich findet. Chabon bezieht sich dabei ausdrücklich nicht auf die Machbarkeit der dargestellten Technik (mit allmächtigen Reparaturtools, die man per Gedankenkontrolle bedient, sollte er bei dem Thema sowieso vorsichtig sein). Es geht ihm um das utopische Gesellschaftsbild. Laut Chabon werden Menschen immer Kapitalisten sein, einander stets beneiden, auch in 400 Jahren noch rauchen, brutale Beschimpfungen absondern, mit ihrer Freizeit nichts anfangen können und auf ewig einander ausgrenzen. Ich sage: Wenn ihm die Prämisse von Star Trek nicht passt, soll er halt sein eigenes Zeug machen. „Sheer fucking hybris“ – um mal eine cholerische Flottenadmiralität zu zitieren.

Raus mit die Viecher

Was sind das nur immer für Eierköpfe. Noch in den 60ern hat man Homosexuelle weggesperrt, heute dürfen sie heiraten und stellen Kabinettsmitglieder. Wo standen Frauen, heute Regierungschefs, vor 50 Jahren? Können sich Kurtzman und seine Truppe echt nicht vorstellen, dass sich die Menschheit in den nächsten Jahrhunderten(!) auf ein uns heute unrealistisch erscheinendes gesellschaftliches Niveau entwickelt? Angesichts solcher Drehbücher und Ansichten wohl nicht.

Für wen soll das neue Star Trek überhaupt gedacht sein? Für Leute wie Frau Ritter womöglich. Ihre Sprache haben Kurtzman und Chabon – „Raus mit die Viecher“ – schon ganz gut getroffen. Hauptsache, man widerspricht dem Dreamteam nicht. Sonst endet man wie der gute Herr Mosley, jenem profilierten Vertreter der afro-amerikanischen Kultur, der im Writers Room frei Schnauze reden wollte.

Zusätzliche Bildnachweise: Variety, Stern TV. Bearbeitet.

10 Kommentare zu „Der Mann hinter Picard: Alex „fucking“ Kurtzman ein Asozialer?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert