Womöglich hätte es schon Freitag hier gestanden, vielleicht auch erst Samstag oder Sonntag: mein Review zur ersten Folge von Star Trek: Discovery Staffel 4. Da STD nun allerdings nicht mehr bei Netflix läuft, gibt es von mir auch vorerst keine Kritiken. Liest dann eh keiner und erforderte Verrenkungen. An einen Erfolg von Paramount+ glaube ich ohnehin nicht.
Kann man das heute überhaupt noch bringen? Das habe ich mich unabhängig von meinen persönlichen Präferenzen gleich gefragt, als ich von der Neuigkeit las. Die Medienpräsenz, die Besprechungen auf Videoplattformen und Fanblogs, die Episoden-Trailer, auf Youtube landende Szenen, die zwangsläufig die Runde machenden Spoiler. Das muss man als Streaming-Anbieter in einem Rutsch mitnehmen. In den USA sofort, in Europa ein halbes Jahr später: Das funktioniert nicht und ist voll 2007.
Der Hate ob dünner Handlungen, absurder Charakterzeichnungen und zahlloser Kanonenbrüche. Hatewatcher, wie ich es bin, halten die Serie erst am Leben. „Kostenlos“ als Teil eines vorhandenen Abos bleibt man am Ball. Kann mitreden und im Netz ablästern. Aber eigens dafür bezahlen? Das würde zumindest ich nicht. Discovery, Picard und die Short Treks schmücken im Gegensatz zu den alten Star Trek-Serien schon nicht mein Blu-ray- und DVD-Regal. Auch Strange New Worlds, da von denselben Machern und im selben Schrottuniversum spielend, bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit außen vor.
Star Trek Discovery Staffel 4 ohne Netflix: Für den Mainstream überhaupt interessant?
Auch bezweifle ich, dass Discovery beim Mainstream-Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Eine Serie, die sich nicht mal an ihre eigenen Regeln halten kann, alles mit Wunderwaffen und Tränen in den Augen löst, richtet sich an ein Publikum mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne. An Leute, die nebenher auf ihr Smartphone starren, Staffeln im Akkord suchten und sonntags schon nicht mehr wissen, was am Freitag Programm war. Warum sollte ausgerechnet Discovery bei dieser Klientel im Gedächtnis bleiben, gar ein eigenes Abo rechtfertigen? Für das vermeintlich attraktive Gesamtpaket müsste ViacomCBS ohnehin erst Picard und Lower Decks von Amazon zurückkaufen.
Aktuell weiß niemand, wann Discovery Staffel 4 ohne Netflix hierzulande den Streaming-Markt erreicht. Paramount+ hat für Länder wie Deutschland immer noch keinen offiziellen Starttermin, mit 2022 bloß ein grobes Zeitfenster. Sky gilt bei uns als Partner. Man soll das Abo aber auch einzeln erwerben können, nicht nur als Teil eines größeren Gesamtpaketes. Bis zur Verfügbarkeit von STD Season 4 auf dem deutschen Markt könnte also schon sehr viel Wasser die Flüsse dieser Erde heruntergeflossen sein. Bis dahin werden längst andere Serien die Google-News-Rankings anführen. Serien, die auf Netflix, Amazon Prime, Disney+, Apple TV+ und Co. laufen. Der Streaming-Markt ist ebenso schnelllebig wie fragmentiert.
Paramount+ gegen Netflix: Neuling wohl eher uninteressant
In den USA landete Rechteinhaber ViacomCBS mit seinem Streaming-Dienst noch keinen Stich gegen die Marktführer. Obwohl unter anderem Namen schon seit 2014 am Markt, gilt Paramount+ allenfalls als mittelgroßer Anbieter. Dabei kann er in den USA noch mit Showtime-Inhalten punkten. Außerhalb Nordamerikas sind diese Rechte längst vergeben. Auch fällt das Sportangebot dort relativ umfangreich aus. Diesseits des Atlantiks interessiert sich nur kaum jemand für diese Sportarten. Auch vor diesem Hintergrund halte ich die Etablierung eines weiteren Streaming-Anbieters für gewagt.
Ob sich die Netflix-Verantwortlichen für die „Rückgabe“ der Serie einen Zacken aus der Krone brechen mussten? Darüber kann man nur mutmaßen. ViacomCBS behauptet, dass man Discovery unbedingt als Flaggschiffformat für Paramount+ haben wollte. Auf der anderen Seite steht die Gerüchteküche. Demnach sei man bei Geldgeber Netflix mit dem Verhältnis aus Produktionskosten und Aufrufzahlen schon länger unzufrieden. Für die Gerüchte spricht, dass Picard und Lower Decks weiterhin auf Amazon Prime Video aufgerufen werden könnte. Sie scheint man nicht um jeden Preis zurückkaufen zu wollen – warum dem auch immer so ist. Auch hatte man die zweite Staffel der Short Treks schon nicht mehr auf Netflix unterbringen können. Staffel 1 listete Netflix nicht mal als eigenes Format, sondern als „Sonstiges“ neben den Serientrailern.
Interessant sind in diesem Kontext sicherlich die Zuschauerzahlen der Free-TV-Premiere. Wir erinnern uns: Paramount+, vormals CBS All Access, war nie der große Bringer. Demzufolge sollte es zum Zeitpunkt der Ausstrahlung noch etliche Leute in den Staaten gegeben haben, für die STD einen Neuigkeitswert hatte. Trotzdem sah kaum jemand Star Trek: Discovery im Free-TV. Für CBS entpuppten sich die Quoten gar als Katastrophe. Mehr muss man zum „riesengroßen Interesse“ wohl nicht wissen.
Star Trek Discovery Staffel 4 nicht mehr auf Netflix: Generell kein guter Stil
Das Nichtverfügbarmachen auf Netflix erst drei Tage vor dem erwarteten Start bekanntzugeben lässt immerhin vermuten, dass lange und intensiv verhandelt wurde. Unabhängig von der Qualität der Serie, unabhängig von bereits gezahlten Leistungen geht es bei Netflix schließlich um den Ruf. Manch einer dürfte sich fragen, ob das ein Einzelfall war oder Wankelmut neuerdings zum guten Ton der Amerikaner gehört. Leute, die mit freudiger Erwartung die Tage bis zum Launch herunterzählten, wird es – so schwer ich es mir vorstellen kann – mit Sicherheit auch geben. Sie werden vor Wut schäumen.
Ich gehöre sicherlich nicht zu den solcherart Betroffenen. Würde mir mein jüngeres Ich vermutlich nicht abkaufen, aber das weiß auch nicht, was für ein Schund dieser Tage unter dem Star Trek-Label läuft. Vielleicht ist es für Netflix unterm Strich ja doch nicht so schlecht, eine Schrottserie abgeschoben zu haben. Mit der Originalserie, Star Trek: The Next Generation, Deep Space Nine, Voyager und Enterprise hat Netflix die Qualitätsware weiterhin im Portfolio.
Noch ein Nerd schreibt erst mal keine STD-Kritiken
Was nun diesen Blog betrifft: Ich hatte mir vorgenommen, meinen Ärger wieder in Reviews zu verarbeiten. Ich wollte es sogar regelmäßig machen, nicht nur hier und da wie bei Discovery Staffel 3. Das hat den Hintergrund, dass die Kritiken hervorragend gelaufen sind. Sie erreichten alle um die 3.000 Aufrufe, obwohl ich diesen Blog kein Stück bewerbe. VPN-Verrenkungen und Kohle reinstecken, während der Content mangels Ausstrahlung auf wenig Interesse stößt, ist es mir allerdings nicht wert. Vermutlich werde ich bis Weihnachten im Gegenzug wieder regelmäßiger News oder auch mal wieder eine Modellreview bringen.
Dass ich mich diesbezüglich rarmachte, hat seine Gründe. Beispiel Picard Staffel 2: Dort hatte ich eine lange Teaser-Analyse verschriftlich, darin Hoffnungen und Befürchtungen zum Ausdruck gebracht, insbesondere aber viel spekuliert. Viele meiner Spekulationen haben sich dann mit dem neueren Trailer verfestigt. Manch einer hätte sich für die Prognosen gefeiert, doch fand ich das Eintreten in erster Linie traurig. Ich hatte ja auf den Aufguss vom Aufguss spekuliert und an so was habe ich kein himmelschreiendes Interesse. Wenn einem dann auch noch Videos wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen gesperrt werden, schwindet die Motivation dahin. Youtube hat meine Beschwerden letztlich anerkannt, aber vier Wochen später braucht man eine „News“ auch nicht mehr zelebrieren. Folglich wanderte das Zeug in den Papierkorb.
Auch der Charakter-Trailer zu Strange New Worlds ließ mich nicht frohlocken, da ebenfalls nach altem Fisch stinkend. Neben Pike, Spock und Number One werden dort auch Uhura, Chapel und Khan in Form eines Nachfahrens recycelt. Ihnen werden vermutlich wieder Dinge und Talente angedichtet, die in der Originalserie präsent sein müssten, es aber nicht sind. Doch es muss ja schon wieder ein Prequel sein, ein aufgebrühter Charakterpool statt neuer Figuren.
Trotzdem würde ich gerne wieder mehr bringen. Muss ja nicht zwangsweise mit Star Trek was am Hut haben …
Ein Kommentar zu „Star Trek: Discovery Staffel 4 nicht mehr auf Netflix – Reviews gibt es dann halt auch nicht“