CBS und Paramount+ haben einen ersten Teaser-Trailer zu Star Trek: Prodigy veröffentlicht. Während mich der kindgerechte Inhalt in Marvel- und Clone Wars-Optik kalt lässt, kann ich dem neuen Raumschiff durchaus etwas abgewinnen. Zeit für eine Analyse der U.S.S. Protostar NX-76884 …
Auch bei Star Trek: Prodigy kommt man der Sache allmählich näher. Ursprünglich war ja lediglich bekannt, dass Kate Mulgrew wieder in die Rolle der „Captain“ Kathryn Janeway schlüpft und Teenager ein Sternenflottenraumschiff finden. Vor einigen Wochen stellte CBS dann die anderen Sprecher und die von ihnen verkörperten Charaktere vor. Dabei hatten die Verantwortlichen auch enthüllt, dass Janeway als eine Art Guide den Teenagern unterstützend zur Seite steht, als „Emergency Training Hologram“. Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber ich spekulierte bereits im Oktober über diese Variante.
Das Schiff operiert den Machern zufolge im Deltaquadranten, darum wohl auch Janeway aka ihr Hologramm als Begleiter. Da der Serien-Cast sowohl Mitglieder aus dem Alpha- als auch aus dem Delta-Quadranten bereithält, vermute ich, dass die ursprüngliche Crew und nicht nur ihre Abkömmlinge noch in irgendeiner Form am Leben sein könnten. Thema der Serie könnte zum Beispiel sein, die Erwachsenen aus den Fängen irgendeiner Macht zu befreien.
Star Trek: Prodigy mit neuem Trailer – Schiff enthüllt
Just kam dann endlich der erste Trailer raus. Der zeigt im Prinzip das, was ich erwartet habe: Eine Art „Clone Wars“-Ableger um gewiefte Teenager, aber so gut wie kein Star Trek. Es gibt darüber hinaus auch nur die üblichen Abenteuer- und „Wir schaffen das“-Phrasen, aber nichts Substanzielles zur Handlung, außer eben, dass man von irgendwo entkommen will und es scheinbar keinen Ausweg gibt. Auch ein aus dem Off kommender Spruch von Janeway bringt den Zuschauer nicht weiter. Etwas näher geht ein Panel der Macher ins Detail: Janeway soll den Teenagern dabei helfen, von einem Minenplaneten zu entfliehen.
Im Endeffekt sehen wir hier ohnehin nur eine Kinderserie, die unter anderem auf Nickelodeon laufen soll. Und die allen voran Star Wars- und Marvel-Fans vor die Bildschirme versammeln dürfte. Selbst der angebliche Tellarite hat nichts Vertrautes an sich. Darum wollte ich den Trailer fast schon liegen lassen. Ich fühlte mich einfach nicht angesprochen. Ein Detail hat mich alten Star Trek-Nerd dann aber doch aufmerksam werden lassen. Und zwar ist es das Raumschiff, die U.S.S. Protostar NX-76884 – das faktisch einzige visuelle Star Trek-Element in diesem Trailer.
Dem Sammler in mir gefiel es gleich, auch wenn es einige Kurtzman’sche Mängel aufweist. Doch fangen wir zunächst mit der Registrierung an. Die verrät nämlich gleich zweierlei. Das NX-Präfix sagt, dass es sich um einen Prototypen beziehungsweise das erste Schiff seiner Art handelt. Entsprechend dürften andere Schiffe als Protostar-Klasse vom Band laufen. Außerdem fällt die Nummer nicht wesentlich höher als jene der U.S.S. Voyager (NCC-74656) und U.S.S. Defiant (NX-74205) aus. Sofern sich das Schiff nicht ewig in der Entwicklung befand, sollte Star Trek: Prodigy nur wenige Jahre nach Voyager und Co. spielen. Das hatten die Macher allerdings schon enthüllt. Die Serie spielt im Jahr 2383 – fünf Jahre nach dem Finale von Star Trek: Voyager, vier Jahre nach Star Trek: Nemesis und drei Jahre nach der aktuellen Animationsserie Star Trek: Lower Decks.
Die U.S.S. Protostar: Ein widersprüchliches Design
Die Form der Hülle kommt mir überraschend ausproportioniert vor. Auch erinnert sie in ihrer Stromlinienförmigkeit an andere Klassen dieser Epoche, beispielsweise der U.S.S. Prometheus und U.S.S, Equinox. Tatsächlich wurden die Sternenflottenschiffe im Verlauf des späten 24. Jahrhunderts immer „spitzer“, weg von der klassischen, kreisrunden Untertasse. Rein von ihrer Form fügt sich die U.S.S. Protostar NX-76884 also schon mal gut in den bisherigen Serienkanon.
Die Hülle widerspricht allerdings den gängigen Konventionen dieser Epoche. Ich sehe keinerlei Öffnungen für die Rettungskapseln, welche die Hüllen andere Schiffe sprenkeln. Auch kann ich keine Phaserstreifen und keine Transporter-Emitter erkennen, Manöverdüsen nur andeutungsweise. Stattdessen kommt die Außenhülle in einer Art Panzerplattenoptik, wie man sie allzu oft in der Science-Fiction antrifft. Details hat die Textur demnach, nur offenkundig keine sinnvollen. Für ein Schiff dieser Epoche weist die Protostar auch ungewöhnlich wenig Fenster auf.
Da die Erwartungen nach anderen Kurtzman-Serien niedrig liegen, fürchte ich, dass die verantwortlichen Designer nicht besonders tief in der Materie stecken. Der Nerd in mir hofft, dass die Serie uns später eine Erklärung für die Andersartigkeit des Schiffs liefert. Fehlende Phasersteifen könnten etwa darauf hindeuten, dass es keine oder nur rudimentäre Waffen gibt; dass die Protostar nicht für die Schlacht konzipiert wurde. Der Mangel an Rettungskapseln könnte derweil für ein stark begrenztes Crew-Kontingent sprechen, während sich Transporter-Emitter und andere Technik in irgendwelchen Aufbauten oder hinter Verkleidungen verbergen. Eventuell handelt es sich bei dieser Details vermissen lassenden Hülle ja um einen weiterentwickelten Ablativpanzer. Einer Art Vorstufe des Ablativgenerators, den die Voyager im Serienfinale aus der Zukunft holt.
Star Trek: Prodigy mit Deltaquadranten: Warpantrieb hat sich überholt?
Ebenfalls epochenfremd: die rundlichen, sehr einfach gehaltenen Warpgondeln. Die galten bis Mitte des 23. Jahrhunderts mal als Markenzeichen früher Erden- beziehungsweise Sternenflottenschiffe. In Discovery brach man mit dieser Konvention aus nicht nachvollziehbaren Gründen: Ausladendere Designs wurden kurzerhand vordatiert. Nun kehren runde Warpgondeln also zurück, nur in einer völlig falschen Epoche. Und das auch noch im J.J.-Style. Handelt es sich hierbei etwa um einen bewusst rudimentären, nur unterstützenden Warpantrieb? Könnte die U.S.S. Protostar primär auf einen Quantenslipstream-Antrieb setzen? Mitgebracht hatte die Voyager die Antriebstechnik schließlich schon. Und irgendwie muss die Protostar auch in den Delta-Quadranten gelangt sein. Hat man womöglich versucht, sich am Fake-Sternenflottenschiff Dauntless zu orientieren, mit dem die Crew der Voyager einst in die Falle zu locken versucht wurde? Ähneln tun sich beide Schiffe zumindest.
So schön ich die Idee fände: Letztlich steht Alex Kurtzman, auch wenn er Prodigy von den Trollhunters-Machern Kevin und Dan Hageman entwickeln lässt, dieser Idee im Weg. So gilt in Discovery Season 3 800 Jahre später der Grundsatz, dass nie eine zuverlässige Alternative zum Warpantrieb entwickelt wurde. Das ergibt, vor allem mit dem einseitigen Fokus auf Dilithium, so oder so schon keinen Sinn, wenn man sich auch nur ein bisschen mit dem Star Trek-Kanon auskennt. Kurtzman wäre schön blöd, wenn er im 23. und 24. Jahrhundert jetzt auch noch ständig mit neuartigen Antriebskonzepten um sich wirft, nur um sie im 32. Jahrhundert allesamt für null und nichtig zu erklären. Ich trau’s ihm übrigens zu …
Star Trek: Prodigy – Trailer zeigt transparente Brücke
Das grundlegende Design der Protostar weiß erst einmal zu gefallen, zumal es den Kaffeesatzleser in mir triggert. Interessant, wenn am Ende auch nicht besonders „trekisch“ umgesetzt, finde ich Brückenkonzept des Schiffs, auf das ich bis jetzt gar nicht eingegangen bin. Anscheinend kann man den Großteil des Brückenmoduls auf Transparent schalten und sitzt dann in einer riesigen Glaskuppel an der Spitze des Schiffs.
Wenn ich mich recht erinnere, hatte man so einen Ansatz schon mal während der Produktionsphase von Voyager im Hinterkopf. Die Produzenten kamen aber recht schnell davon ab, weil sich das im Rahmen einer Realfilmserie seinerzeit aus naheliegenden Gründen nicht realisieren ließ.
Man sieht das Innere der Brücke der Protostar leider nur mit Blick nach vorn, kann auf den Konsolen allerdings eine Art LCARS-Interface ausmachen. Es fällt bläulicher als noch bei The Next Generation, Deep Space Nine und Voyager aus, womit es dem Update aus Star Trek-Nemesis folgt. Leider ist das Design ziemlich vereinheitlicht worden, sodass man es nur noch im Ansatz dem Star Trek-Universum zuordnen kann. Auch hier folgen die Macher also dem Trend, Wiedererkennungswerte auszulöschen und alles Marvel-gerecht zu vereinheitlichen. Auch kann man nur noch schwerlich ausmachen, in welcher Epoche man sich denn eigentlich befindet.
Design ganz nett, aber Star Trek?
Obwohl ich die Idee mit der Kuppel gar nicht mal schlecht finde, gefällt mir das Design der Brücke nicht so recht. Wie gesagt, da fehlen einfach die Wiedererkennungswerte. Ich sehe viel Star Wars, Marvel und auch ein bisschen Mass Effect, aber bis auf das vereinheitlichte LCARS-Interface nichts, das mich an Star Trek erinnert. Der Captains-Sessel in der Mitte der Brücke allenfalls. Allerdings platzieren da auch andere Franchises ihre Schiffskommandanten.
Wie groß das Schiff auffällt, kann man nach Sichtung des Trailers natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Dem Brückenmodul nach zu urteilen, kommt es deutlich kleiner als viele andere Raumschiffe der Sternenflotte daher. Ich würde es sogar noch kleiner als ein Raumschiff der Nova-Klasse beziehungsweise der U.S.S. Equinox einschätzen, die an die 220 Meter misst. Die Fenster wirken, verglichen mit dem Brückenmodul, sogar noch zu klein. Aber vielleicht handelt es sich dabei gar nicht um Fenster. Ob das da unten am Schiff eine Laderampe sein soll, wird ebenfalls abzuwarten sein. Es sieht zumindest sehr danach aus.
Star Trek Prodigy nach dem Trailer: Serienkonzept lässt mich kalt
Eins sag ich euch an der Stelle frei heraus: Auf eine Kinderserie im Star Wars-Look habe ich ganz sicher nicht gewartet. Dem Konzept von Star Trek: Prodigy stehe ich daher weiterhin skeptisch gegenüber. Gegen Raumschiffe, bei denen sich die Designer Gedanken gemacht haben, habe ich hingegen nichts einzuwenden. Falls Ihr selbst noch irgendwelche Ideen und Einwände habt, lasst es mich in den Kommentaren wissen.
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Erscheinen soll die Serie in den USA übrigens noch diesen Herbst auf Paramount+. Ob hier wieder Netflix wie bei Discovery oder Amazon Prime wie bei Lower Decks und Picard übernimmt, wird abzuwarten sein. Vermutlich läuft Star Trek: Prodigy auch hierzulande bei Paramount+, sobald der Streaming-Dienst in Deutschland an den Start geht.
Bezüglich des LCARS- Designs: ehrlich gesagt erinnert es mehr an das (zeitlich) spätere „Picard“- LCARS- Design. Dieses Schiff ist ein einziger Anachronismus.
Ausserdem finde ich diese exorbitant weitläufige Brücke für ein so kleines Schiff eher völlig lächerlich. Aus platzökonomischen Gründen hätte ich da eher was in Richtung Defiant oder gar Runabouts erwartet. – Aber verschwenderisch grosse Brücken haben ja auch die Discovery und die Discovery-sierte NCC-1701.
Ein Trend, der erneut zeigt, dass es nicht (wie früher bei StarTrek) auf Sinn und Verstand ankommt, sondern nur auf absurde Schauwerte.
Da kann ich dir nur zustimmen. Aber die Brücke dürfte mit der durchsichtigen Kuppel ja wenigstens noch ins Modell passen, da man sie von außen vermutlich sehen wird. Anders als diese absurden Untiefen an Bord der Discovery, wo man in den Turbolift“röhren“ ganze Stationen unterbringen könnte. Bei so viel Megalomanie glaube ich manchmal, dass die Macher irgendwas kompensieren wollen.
Grundsätzlich glaube ich zwar, dass auch talentiertere Macher mit heute üblichen Budgets größere Brücken bauen würden als damals noch bei TNG, aber das muss schon noch alles Sinn und Verstand haben. Ein neues Post-Nemesis-Flaggschiff darf gerne mehr Platz auf Deck 1 haben als die Enterprise-D, aber bei so einem kleinen Schiff ist das wirklich total daneben. Hätte Herman Zimmermann das Budget, das seine Nachfolger bei STD und Co. haben, kämen da sicher etwas sehr Ansehnliches UND Sinnvolles bei raus.