Discovery-Review: Unification „III“ mit Spock ist eine freche Anmaßung

Star Trek: Discovery ist nicht nur dumm – es macht dumm. Die verkappte TNG-Demontage Unification beziehungsweise Wiedervereinungung „III“ könnte diesbezüglich nicht deutlicher sein. Selbst Leonard Nimoys Spock hat Kurtzman für eine tränenreiche Freakshow ausgebuddelt. Mein Review nach mehreren Wochen STD-Pause.

Unification „III“ ist eigentlich Flennification x 10³

Gott, war das eine Schnulze. Ich hätte es besser wissen müssen und die Serie weiter meiden sollen, aber der Titel, der eine Fortsetzung von TNG verhieß, köderte mich dann doch. Ich hatte natürlich erwartet, dass die Folge pure Anmaßung sein würde. Aber gleich so unterirdisch? Burnham weint, Tilly weint, Saru weint, Burnham weint wieder, die – was da überhaupt zu suchen habende, einst ins Vakuum gezogene – Mama weint, Burnham weint erneut. Am Ende flennt die ganze Crew, auf dass die gerade zum Ensing aufgestiege Techniknerdin Tilly doch gefälligst den für sie unpassendsten Posten des ersten Offiziers annimmt.

Wiederkäut der Kurtzman-Verwirrte tatsächlich jeden Freitag dieses Schema? Die Autoren präsentieren uns einen seit Jahrhunderten schwelenden Konflikt und die Erhabene löst ihn mit einem ihrer tränenreichen Dramen:

– Föderation kennt nach wie vor nur den Dilithium-kontrollierten Warpantrieb, obwohl bereits in TNG Alternativen in Arbeit, aber Burnham bringt den 1.000 Jahre alten Schlüssel.

– Die Erde kann nicht durchs Teleskop gucken und eigene Raumschiffe erkennen, Titan-Bewohner (zur Erinnerung: Jupitermond!) haben ihrerseits noch nie das Wort Funk gehört – Georgiou zieht Helm runter und Burnham erklärt Krieg für beendet.

– Föderation samt Sternenflotte verkriecht sich seit 120 Jahren im Bunker, verharrt als Militärdikatur im Dunkeln, während Burnham beiläufig das Jahrhundertmysterium Brand aufklärt.

– Die Trill wissen nicht um die Fähigkeit der seit Jahrtausenden von ihnen gehegten, regelrecht angebeteten Symbionten, mit anderen Spezies zu fusionieren. Burnham selbstredend schon.

– Und nun diese Folge: Romulaner und Vulkanier leben gemeinsam auf zu „Ni’var“ umbenanntem Vulkan, sind im Geiste aber nach wie vor nicht die besten Freunde. Man verachtet die Föderation. Beide hängen kruden Verschwörungstheorien an und wollen Erkenntisse um den Brand für sich behalten. Doch Burnham plärrt und redet vor Publikum, eigentlich eine Logikkommision zu überzeugen versuchend, wirr: Konflikt beendet.

Ein Leben ohne Burnham ist möglich, aber sinnlos

Zum krönenden Abschluss unterstreichen die Talentbefreiten um Alex Kurtzman, dass Spock ohne die Gottgleiche, die ihn allenfalls fünf Prozent seines Lebens begleitete, geistig behindert geblieben wäre. Plötzlich kennen sie kurioserweise auch alle wieder. Wissen genau, was sie Großartiges vollbracht hat. Martin Luther, Immanuel Kant, Charles Darwin, Sigmund Freud, Albert Einstein, Anne Frank und schließlich, als Krone der Schöpfung: Michael Burnham.

Dabei hatte man ihre Existenz doch zur Geheimsache erklärt, um Konflikte mit dem Kanon zu patchen. 1.000 Jahre später spielte das in einer nachvollziehbaren Serie, aktenkundig oder nicht, ohnehin keine Rolle mehr. Um Bismarcks Schwester entstand bekanntlich auch nie ein Heldenkult. Und die auf ihn zurückgehende Vereinigung der Deutschen liegt erst schlappe 149 Jahre hinter uns.

Ist es den Nebendarstellern nicht peinlich, in ihren Rollen ausschließlich Burnham und ihr Nahestehende zu beweihräuchern und Stichworte zuzuschmeißen? Profil haben sie ansonsten null. Und schämt sich SMQ eigentlich nicht für ihre schauspielerische Darbietung? Wäre sie zehn Jahre älter, würde ich vermuten, dass sie Augen und Mund so theatralisch aufreißt, weil Botox ihr die Feinmotorik geraubt hat. Aber selbst ein um Rollen winselnder Gesichtsunfall sollte sich für die Kurtzman’schen Dialoge nicht hergeben. Jeder hat doch ein Mindestmaß an Würde.

Discovery, Unification, Spock: Anmaßend ohne Ende

Leonard Nimoy da reinzuschneiden – was eine Anmaßung. Seltsam übrigens, dass Picard Dialoge mit anderen Personen aufzeichnet und dann als „Best of“ neu zusammenstellt. Den Scheibenkleister „Unification III“ zu nennen … uff! Kurtzmans Hybris kennt wohl keine Grenzen. Wer zuvor den Zweiteiler geguckt hat, erlebt den größten Kontrast seines Lebens.

Man kennt ja die Verantwortlichen. Darum frage ich abschließend nicht wie, sondern: Warum konnte Star Trek so tief fallen? Haben wir das schweigend zugelassen? Discovery, Unification, Spock … pah! Es wird Zeit für die klingonischen Schmerzstöcke. Mistgabeln gehen natürlich auch.

4 Kommentare zu „Discovery-Review: Unification „III“ mit Spock ist eine freche Anmaßung

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